Hinweise bei der Neu- und Umbauplanung eines Gebäudes
Bei einem bestehenden Betrieb sollten zunächst im Rahmen einer Bestandsaufnahme die betrieblichen Gegebenheiten erfasst und in einen Hallenplan (Arbeitsraumplan) eingetragen werden.
Es ist zu prüfen, welche relative Luftfeuchtigkeit und Temperatur in welchen Arbeitsbereichen bzw. Betriebsbereichen erreicht werden sollen. Diese Bereiche sind im Hallenplan einzuzeichnen. Es empfiehlt sich dabei zu überprüfen, ob verschiedene Bereiche, in denen unterschiedliche Temperaturen und Luftfeuchten benötigt werden, durch Schnelllauftore oder Leichtbauwände abgetrennt werden können. Unter Umständen kann dadurch eine Befeuchtungseinrichtung mit kleinerer Leistung, die im Allgemeinen kostengünstiger ist, eingesetzt werden.
Bei einer Neubauplanung ist die Vorgehensweise vergleichbar. Hier sind ebenfalls die zu befeuchtenden Arbeitsbereiche und die wichtigen Merkmale und Bedingungen in die Planungszeichnung einzutragen.
Bestandsaufnahme
Gebäude/Fachplaner
- Haben Sie einen Hallenplan, in dem Sie die wichtigen Informationen, wie z. B. Hallenabmessungen, vorhandene/geplante Maschinen, Energiequellen eintragen können?
- Haben Sie sich mit einem Fachplaner für die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) in Verbindung gesetzt?
Zu befeuchtende Bereiche festlegen
- Haben Sie in Ihrem Betrieb - auch bei Betriebsneubau - die Bereiche festgelegt, die befeuchtet werden sollen?
- Haben Sie festgelegt, welche relative Luftfeuchtigkeit und Temperatur in diesen Bereichen erreicht werden soll?
- Haben Sie geprüft, ob die verschiedenen Klimazonen von den übrigen Bereichen abgetrennt werden können?
Maschinen
- Haben Sie in den zu befeuchtenden Bereichen die elektrische Anschlussleistung und die effektive Abwärmelast der Maschinen ermittelt?
- Haben Sie geprüft, ob Maschinen im Einsatz sind, die warme Abluft in den Raum abgeben?
- Haben Sie geprüft, ob Maschinen mit großen Absauganlagen im Einsatz sind, die befeuchtete Luft ins Freie befördern?
Luftfeuchtigkeit/Raumtemperatur
- Haben Sie in den zu befeuchtenden Bereichen die relative Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur über einen längeren Zeitraum gemessen und dokumentiert (nur bei Umbau)?
- Sind die Positionen für die Raumfühler (Hygrostat, Thermostat) angemessen gewählt?
- Haben Sie geprüft, welche Regelgenauigkeit der Hygrostat besitzt (+/- 3 % r.F.)?
- Haben Sie die Auswirkungen einer Raumtemperaturabsenkung (falls vorhanden) für die Nacht berücksichtigt?
- Haben Sie die Ausrichtung großer Fensterflächen geprüft (ggf. Verschattungen anbringen)?
Energiequellen
- Haben Sie geprüft, ob außer Strom noch andere Energiequellen für die Luftbefeuchtung im Betrieb vorhanden bzw. bei einem Neubau vorgesehen sind?
RLT-Anlage im Betrieb bereits vorhanden
- Haben Sie mit dem Fachplaner die mögliche Nachrüstung einer Befeuchtereinheit besprochen?
- Sind luftführende Leitungen oder Kanäle, in denen Kondenswasser entstehen kann, mit Gefälle und Wasserablauf versehen?
Montageort
- Haben Sie sich mögliche Montageorte für die Befeuchtungstechnik und die ggf. erforderliche Wasseraufbereitung erhoben (Wartungszugänglichkeit)?
Befeuchterwasser
- Liegt Ihnen von den Stadtwerken eine vollständige Wasseranalyse vor?
Management
- Haben Sie schon Luftbefeuchtungsanlagen, RLT-Anlagen oder Betriebsneubauten anderer Betriebe besichtigt?
- Haben Sie mit Ihren Mitarbeitern über das geplante Vorhaben gesprochen?
- Haben Sie die Luftbefeuchtungsanlage in das Arbeitsschutz/Qualitätsmanagementsystem (falls vorhanden) integriert?
RLT-Anlagen werden individuell dem jeweiligen Gebäude und Nutzen angepasst. Bei der Wahl von Luftbefeuchtungseinrichtungen fließen wichtige Parameter in die Gebäudetechnikplanung mit ein.
Materialauswahl
Luftbefeuchtungseinrichtungen einschließlich nachfolgender Luftleitungen sind Nassbereiche. In diesen Nassbereichen können bei unzureichender Instandhaltung Korrosion und mikrobiologische Verunreinigungen auftreten. Deshalb wird empfohlen Materialien einzusetzen, die keine Nährböden für Mikroorganismen darstellen und auf denen eine mikrobiologische Besiedlung minimiert wird. Metallische Werkstoffe sollten z. B. korrosionsbeständig sein, Dichtstoffe sowie Dichtmaterialien geschlossenporig. Bei der Ausführung ist darauf zu achten, dass es keine Bereiche gibt, in denen sich Wasser ansammeln kann und Kondensatauffangwannen trocken gefahren werden können.
Energiequellen
Für den Betrieb von Luftbefeuchtungseinrichtungen sind je nach Befeuchtungssystem unterschiedliche Energien erforderlich. Es empfiehlt sich zu prüfen, welche Energien ggf. bereits zur Verfügung stehen, wie z. B. Gas, Heißwasser, Dampf, Druckluft etc. Je nach den betrieblichen Gegebenheiten lässt sich die vorhandene Infrastruktur der Energieversorgung in das Konzept mit einbinden.
Wasseraufbereitung
In der Regel werden Luftbefeuchtungseinrichtungen an die Trinkwasserversorgung angeschlossen. Je nach Härtegrad des Wassers kann dies zu mehr oder weniger starken Kalkablagerungen in der Anlage und im Arbeitsraum führen. Diese Ablagerungen beeinträchtigen die Wirksamkeit, Leistung und Lebensdauer sowie auch den hygienischen Zustand des Luftbefeuchtungssystems. Eine Wasseraufbereitung, die das Wasser enthärtet kann hier deutlich Abhilfe schaffen.
Klimaveränderung
Durch eine Luftbefeuchtungseinrichtung kann in Abhängigkeit von dem verwendeten System eine spürbare Änderung des Raumklimas erfolgen. Besonders beim Einsatz einer direkten Raumluftbefeuchtung sind Kühl- oder Erwärmungseffekte zu berücksichtigen. So kommt es z. B. bei Zerstäubungssystemen durch die Verdunstungskälte zu einer Abkühlung - einer Kälteglocke - unterhalb des Befeuchters. Bei Verdampfern hingegen zu einer Erwärmung. Derartige Kälte- oder Wärmeglocken können ein unangenehmes Temperaturempfinden bei den Beschäftigten auslösen (lokale thermische Unbehaglichkeit), deren Arbeitsplätze sich in unmittelbarer Nähe der Befeuchtereinheit befinden.
Systemauswahl
Beim Kauf einer Luftbefeuchtungseinrichtung sollte auf vorhandene Prüfsiegel wie das GS-Zeichen oder das DGUV Test-Zeichen "Optimierte Luftbefeuchtung" bzw. "Dezentrale Luftbefeuchtung - DGUV Test-geprüft" geachtet werden. Derartige Anlagen werden im Hinblick auf bauliche, technische und organisatorische Maßnahmen bezüglich Planung, Fertigung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung überprüft. Die Vergabe der beiden genannten Zeichen erfolgt durch die Prüf- und Zertifizierungsstelle Druck und Papierverarbeitung. Anwender derart zertifizierter Anlagen haben dabei die Sicherheit, bei regelmäßiger sachgemäßer Wartung ein funktionssicheres und hygienisch einwandfreies System zu betreiben.
Errichtung
In vielen Fällen wird die Errichtung einer Luftbefeuchtungsanlage gleichzeitig mit anderen Gewerken durchgeführt. Daher sind Liefertermin und Montageablauf frühzeitig mit dem Hersteller und den anderen Gewerken abzustimmen. Auf der Baustelle sind die angelieferten Anlagenteile in einem sauberen Raum zwischenzulagern und erst direkt vor dem Einbau auszupacken. Auch sollten alle Öffnungen der Anlage bis zur endgültigen Abnahme und Inbetriebnahme verschlossen bleiben. Die Inbetriebnahme sollte erst nach Fertigstellung der anderen Gewerke erfolgen, um das Eindringen von Staub und Verschmutzungen in die Anlage zu unterbinden.
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